/Beitrag
Fokus von SDG 7 – Erkenntnisse aus dem Perspektivenbericht
Als direkte Ziele von SDG 7 werden jene angesehen, welche für Österreich von Relevanz sind. Bei den Zielen, welche einen globalen Bezug aufweisen, wird der Beitrag Österreichs weltweit betrachtet. Insbesondere wird in diesem Zusammenhang auf die Multiplizierbarkeit und damit die Anwendbarkeit anderenorts geachtet. Hierbei wird analysiert, was in anderen Ländern von Österreich übernommen werden kann. Eine marktorientierte Sichtweise wird ebenfalls berücksichtigt. In diesem Zusammenhang wird betrachtet, was von Seiten Österreichs angeboten werden kann. Neben den explizit in Goal 7 genannten Targets wird die Transportierbarkeit im Sinne einer Bildungsaufgabe als ein zusätzliches Ziel angesehen. Die Bedeutung hiervon wird bei Betrachtung der Ergebnisse der Gallup-Studie mit Untersuchungszeitraum April 2019 ersichtlich. Nur 3 % der 1000 Befragten wissen genau, was sich hinter dem Begriff #mission 2030 und damit den zentralen Dokument der österreichischen Klima- und Energiestrategie verbirgt [1].
Entsprechend Target 7.1 soll bis 2030 der allgemeine Zugang zu bezahlbaren, verlässlichen und modernen Energiedienstleistungen gesichert werden. Die Versorgungssicherheit mit Energie kann einerseits durch Substituierung von fossilen Ressourcen mit regional verfügbaren Erneuerbaren erhöht werden, da dadurch die Importabhängigkeit eingedämmt wird. Andererseits kann durch Reservehaltung und Speichersysteme der Gefahr von Lieferengpässen bei fossilen Ressourcen entgegengewirkt werden. In den letzten zehn Jahren hat sich die Versorgungssicherheit in Österreich sukzessive erhöht. Die Nettoimporttangente, welche die Importabhängigkeit ersichtlich macht, hat sich von 72,2 % im Jahr 2005 auf 64,4 % im letzten Jahr reduziert. Die Erdgasspeicherkapazität liegt mit rd. 8 Mrd. m³ knapp unter den jährlichen, österreichischen Verbrauch dieses fossilen Energieträgers.[2] Die Erdgasspeicherkapazität im Verhältnis zum Verbrauch ist in Österreich im EU-Vergleich überaus hoch (rd. viermal so hoch wie EU-Schnitt).[3] Im Sinne des angestrebten Dekarbonisierungspfads sollte jedenfalls auf den vermehrten Einsatz von heimischen, erneuerbaren Energieträgern abgezielt werden. Der erste mit dem Target 7.1 verbunden Indikator 7.1.1 kann für Österreich bereits als erfüllt angesehen werden, da die Zugangsrate zu Strom bei 100 %[4] liegt. Vereinzelte Ausnahmen vom Anschluss an das öffentliche Stromnetz bilden lediglich entlegene Gebäude im alpinen Gebiet, wie etwa Bergbauernhöfe und Almen. Bezogen auf den zweiten Indikator 7.1.2 hat der allgemein in Österreich vorherrschende Wohlstand einen Einfluss. So besteht für jeden Hauseigentümer grundsätzlich eine Wahlmöglichkeit zwischen unterschiedlichen Heizungssystemen und für jeden Haushalt die Option den Stromanbieter zu wechseln. Entsprechend steht der Bevölkerung frei zwischen fossiler und erneuerbarer Energie zu wählen. Nach den Daten von IEA et al (2019) liegt der Zugang zu sauberen Energieträgern und Technologien für das Kochen für Österreich bei 100 %. Damit deutet auch der zweite auf die Erfüllung dieses Targets hin.
Im Rahmen von Target 7.2 wird da Ziel verfolgt den Anteil an erneuerbarer Energie am Energiemix zu erhöhen und als zugehörigen Indikator wird der Anteil an Erneuerbaren am Endenergieverbrauch genannt. Die Forcierung von erneuerbarer Energie ein zentrales Element der österreichischen Klima- und Energiestrategie dar. Abbildung 1 zeigt den Anteil an erneuerbarer Energie am Endenergieverbrauch der Länder weltweit bezogen auf das Jahr 2016. Österreich ist, wie die meisten anderen Industriestaaten im Bereich 20-49 % an Erneuerbaren Anteil angesiedelt. Wird hingegen nur der Anteil an Erneuerbaren bezogen auf die Stromproduktion betrachtet, ist die Ausgangslage von Österreich vergleichsweise hoch.
1 vgl. Das Österreichische Gallup Institut (2019)
2 vgl. BMNT (2019)
3 vgl. FGW (2018)
4 vgl. IEA et al (2019)
Mit Target 7.3 wird das Ziel verfolgt die Energieeffizienz im Jahr 2030 zu verdoppeln. Zur Messung der Energieeffizienzsteigerung ist entsprechend dem Indikator 7.3.1 die Energieintensität berechnet aus dem Primärenergieverbrauch und dem Bruttoinlandsprodukt vorgesehen. Österreich hat sich mit der #mission 2030 das Ziel gesetzt die Primärenergieintensität um 25 – 30% gegenüber 2015 bis zum Jahr 2030 zu verbessern. Für den Fall, dass der Primärenergiebedarf 1.200 PJ bis 2030 überschreiten sollte, wird das Ziel verfolgt, dass die darüberhinausgehende Energiemenge durch erneuerbare Energie gedeckt wird.[5]
In Abbildung 2 a) ist die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und des Bruttoinlandsverbrauchs sowie der, bei in Verhältnissetzung dieser beiden Werte, resultierende relative Energieverbrauch dargestellt. Es zeigt sich, dass das BIP seit 2005 nahezu kontinuierlich angestiegen ist, während der Bruttoinlandsverbrauch über selbigen Zeitraum näherungsweise konstant geblieben ist. Entsprechend hat sich der relative Energieverbrauch sukzessive reduziert und die Energieeffizienz erhöht. Die durchschnittliche Veränderung des relativen Energieverbrauchs während des Zeitraums 2005 bis 2018 lag bei -1,5 Prozent jährlich. Abbildung 2 b) zeigt die Primärenergieintensität Österreichs im Vergleich zu anderen Länder bezogen auf das Jahr 2017. Mit einem Wert von 99,6 liegt Österreich deutlich über den durchschnittlichen Wert der 28 EU-Mitgliedstaaten von 109,8.
5 vgl. BMNT (2018)
Target 7.a verfolgt das Ziel, dass die internationale Zusammenarbeit intensiviert wird, um den Zugang zur Forschung und Technologie im Bereich sauberer Energie, insbesondere erneuerbarer Energie, Energieeffizienz sowie fortschrittlicher und sauberer Technologien für fossile Brennstoffe zu erleichtern. Weiters gilt es Investitionen in die Energieinfrastruktur und saubere Energietechnologien zu fördern. Als mit dem Target verbundenen Indikator werden die internationalen Finanzströme in Entwicklungsländer zur Unterstützung der Forschung und Entwicklung im Bereich sauberer Energie sowie zur Erzeugung erneuerbarer Energie inklusive Hybridsysteme genannt. Nach den Daten von Statistik Austria (2018) beliefen sich die Finanzströme zu diesem Zweck im Jahr 2017 bei 45,2 Mio. US Dollar.
Der Ausbau der Infrastruktur und die Modernisierung von Technologien zur Bereitstellung moderner, nachhaltiger Energiedienstleistungen für alle Entwicklungsländer im Einklang mit den jeweiligen Unterstützungsprogrammen zu bringen stellt Target 7.b dar. Zur Erfolgsmessung wird als Indikator 7.b.1 die Investitionen in Energieeffizienz als Prozentsatz des BIP und Höhe der ausländischen Direktinvestitionen in den Finanztransfer von Infrastruktur und Technologie für nachhaltige Entwicklungsdienstleistungen im Goal 7 genannt. Nach den Daten der Statistik Austria (2018) sind keine Daten im Zusammenhang für Indikator 7.b.1 verfügbar. Im Zuge einer Recherche finden sich Beispiele für relevante Aktivitäten seitens Österreich, allerdings sind diese nur exemplarisch anzusehen und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Der Bereich Energie stellt neben den Themen Wasser, Ernährungssicherheit, Wirtschaft und Entwicklung, Friedenssicherung, Menschenrechte und Bildung einen wesentlichen Punkt der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) dar. Der Fokus der OEZA liegt vor allem bei ausgewählten Ländern bzw. Regionen in Asien, Afrika, der Karibik, des Westbalkan, im Südkaukasus sowie in Palästinensischen Gebieten. [6] Die öffentlichen Entwicklungshilfeleistungen Österreichs lagen im Jahr 2018 bei etwa 1,18 Mrd. US Dollar, das entspricht rd. 0,26 % des Bruttonationaleinkommens (BNE). Das UN-Ziel liegt bei 0,7 % des BNE. Im Vergleich zu Österreich lagen die Entwicklungshilfe der Schweiz im Jahr 2018 bei 0,44 % des BNE, jene von Deutschland bei 0,61 % des BNE und somit deutlich höher.[7] Um Aufzuzeigen, was bspw. Deutschland im Energiebereich unterstützt: Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fördert Projekte und Partnerländer im Bereich Energie in über 50 Länder. Als ein Beispiel wird seitens Deutschland ein zinsverbilligtes Darlehen im Umfang von 770 Millionen Euro für die Errichtung eines der weltweit größten Solarparks in marokkanischen Ouazarzate bereitgestellt.[8] Ein weiteres Beispiel wäre das von Deutschland vergebene Förderprogramm für Solar-Hybrid-Dorfstromanlagen (ProSolar), bei welche die Errichtung von Inselanlagen unterstützt wurde.[9]
Literatur
BMF (2018): Entwicklungszusammenarbeit: Übersicht gemäß § 42 Abs. 4 BHG 2013, https://service.bmf.gv.at/BUDGET/Budgets/2018_2019/beilagen/Entwicklungszusammenarbeit_2018_2019.pdf
BMNT (2018): #mission 2030: Die Klima- und Energiestrategie der österreichischen Bundesregierung
BMNT (2019): Energie in Österreich: Zahlen, Daten, Fakten https://www.bmnt.gv.at/dam/jcr:756edbcb-12c1-44e3-8e80-04ead759ff75/BMNT_Energie_in_OE2019_Barrierefrei_final.pdf
BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ) (2019): Ziel 7:Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern, https://www.bmz.de/de/ministerium/ziele/2030_agenda/17_ziele/ziel_007_energie/index.html
Das Österreichische Gallup Institut (2018): Grundlagen Studie 2019: Eine quantitative Untersuchung für Österreichs E-Wirtschaft, https://oesterreichsenergie.at/files/Downloads%20Grafiken/Marktforschung/Marktforschung%202019/23030_%C3%96sterreichs%20Energie%20Grundlagenstudie%202019%20Langfassung.pdf
FGW (2018): Zahlenspiegel Gas und Fernwärme in Österreich
IEA, IRENA, UNSD, WB & WHO (2019) Traking SDG7: The Energy Progress Report 2019, Washington DV
OECD (2019): Ländervergleich: Öffentliche Entwicklungszusammenarbeit 2018 – Vorläufige Daten , https://www2.compareyourcountry.org/oda?cr=20001&cr1=oecd&lg=de&page=1#