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Nachhaltiger Konsum auf individueller Ebene

Wie unser heutiger Konsum das Leben zukünftiger Generationen beeinflusst.

Unser menschliches Konsumverhalten trägt immens zur Umweltbelastung und somit indirekt zum Klimawandel bei (1). Ein nachhaltiger Konsum ist unabdingbar, denn sorgfältige Entscheidungen, die von Politik, Wirtschaft, aber auch von der Einzelperson, heute getroffen werden, können einen großen Beitrag leisten, um eine Welt zu hinterlassen, welche die Bedürfnisse zukünftiger Generationen deckt.

Private Haushalte sind schätzungsweise für 72% der globalen Treibhausgas-Emissionen (THG) verantwortlich (1). Dabei sind Mobilität, Lebensmittelkonsum und komfortables Wohnen die dominierenden Komponenten des „Haushalt-Fußabdrucks“ (1). Haushaltsentscheidungen, insbesondere in westlichen Ländern, wie z.B. Österreich, spielen eine Schlüsselrolle, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen (2, 3). Tatsache ist jedoch, dass die zentrale Rolle der Einzelperson am Mitwirken an der Entstehung des Klimawandels in der Allgemeinbevölkerung und der Politik zu wenig thematisiert wird. Klimapolitische Debatten fixieren sich primär auf innovative Technologien mit effizienteren Produktionssystemen, ohne die Relevanz von Konsumverhaltensänderungen zu diskutieren. Jedoch wird davon ausgegangen, dass technologische Innovationen auf dem Gebiet der Ressourcennutzung nicht ausreichen werden, um die immensen Umweltauswirkungen unseres Konsumverhaltens zu kompensieren (4). Deshalb muss zu einer nachhaltigen Produktion und Ressourcennutzung ein nachhaltiges Verbraucherverhalten innerhalb der Bevölkerung etabliert werden (5).

Mobilität

In Deutschland entfallen 76% der Gesamtfahrleistung auf die individuelle PKW-Nutzung, wobei das Fahrzeug in fast der Hälfte der Inanspruchnahme für Freizeitaktivitäten, wie Urlaub, Hobbies, Freunde treffen, usw. genutzt wird (7). Diese Verteilung ist in den letzten Jahrzehnten unverändert geblieben und zeigt, trotz steigender Treibstoffpreise, keine Tendenz zur Veränderung (6). Der Mobilitätssektor ist für ca. 34% der Haushaltsemissionen verantwortlich, knapp gefolgt von der Ernährung mit 30% (6). Trotz des gegenwärtigen und tiefgreifenden Verständnis der negativen Auswirkungen von Kraftfahrzeugen auf das Klima, bestätigen zahlreiche Studien eine anhaltende Verhaltenspermanenz der Automobilnutzung (8-10). Zudem zeigte sich im Jahr 2019 ein neuer Rekord der Flugpassagieranzahl in Deutschland, bei gleichbleibenden Zahlen bei der Bahnnutzung, was wiederum THG-Emissionen in die Höhe treibt (11, 12).

Ernährung

Unser derzeitiges Essverhalten, vor allem die Produktion und der Konsum tiereischer Produkte, hat direkte und indirekte Folgen auf die Umwelt und somit auch auf den Klimawandel. Die tierische Landwirtschaft ist für schätzungsweise die Hälfte aller THG-Emissionen verantwortlich, da die Tierhaltung nicht nur zu einem direkten Ausstoß von THG führt, sondern auch indirekt durch die immense Flächennutzung und den starken Wasserverbrauch (13). Zudem wird weltweit etwa ein Drittel der für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmittel verschwendet, was zusätzlich für enorme THG-Emissionen sorgt (14). In Europa wird die Lebensmittelverschwendung einer einzelnen Person auf ca. 95-115 kg/Jahr geschätzt (14). Die Ziele des Pariser Klimaabkommen können bei dem derzeitigen globalen Ernährungstrend nicht erreicht werden, auch wenn augenblicklich die Emissionen fossiler Brennstoffe gestoppt werden würden (15). Eine Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung könnte die THG-Emissionen um 49% und die Landnutzung um 76% senken (16). Ein Trend hin zu einer pflanzenbasierten Proteinproduktion hat das größte CO2 Einsparpotential aller aktuellen Dekarbonisierungsmaßnahmen (17). Somit kann ein pflanzlich-basiertes Ernährungssystem als die effektivsten Klimaschutzmaßnahmen angesehen werden (17).

Wohnen

Gebäude haben global und regional einen signifikanten Energieverbrauch. Der Großteil der THG-Emissionen entsteht während der Nutzungsphase innerhalb der Wohnfläche um für Komfort zu sorgen (18). Heizen, Lüftung, Klimatisierung, Wasserbearbeitung, Beleuchtung und Unterhaltung zählen zu den Hauptfaktoren des Energieverbrauchs von Haushalten (19). In europäischen Ländern trägt die Energienutzung innerhalb der Wohnfläche mit ca. 20% zu dem CO2-Haushalts-Fußabdruck pro Kopf bei (3). Die Eingliederung von erneuerbaren Energien ist eine effektive Methode, um ein kohlenstofffreies, nachhaltigeres Wohnen zu ermöglichen. Beispielsweise kann solare Energie in Form von Wärme und Kälte genutzt werden, um Gebäude zu heizen und zu kühlen. Zudem könnten direkt vor Ort installierte Photovoltaikanlagen Strom für Gebäude erzeugen. Dieser Strom kann bei Bedarf genutzt und gespeichert werden, um im Falle eines erhöhten Strombedarfs abgerufen zu werden. Ebenso kann die Eingliederung von Windenergie, Geothermie und Wasserstoff als Kraftstoff zur emissionsfreien Gebäudenutzung beitragen. (18)

Kleidung

Die Fast Fashion Branche ist nach der Ölindustrie der zweitgrößte Umweltverschmutzer, für ca. 8% der globalen THG-Emissionen und für 20% des weltweiten Wasserverbrauchs verantwortlich (20). Bis zu 1900 verschiedene Chemikalien, die während dem Herstellungsprozess von Fast Fashion Kleidungsstücken zum Einsatz kommen, konnten im Abwasser nachgewiesen werden (21). Ein Kleidungsstück wird durchschnittlich nur viermal getragen bevor es entsorgt wird, rund 92 Millionen Tonnen Kleidung landen daher jährlich auf der Müllhalde und in Altkleidercontainern (22). Die Fast Fashion Industrie steht für Kurzlebigkeit, denn der Trend von heute ist der Müll von morgen. Um als Konsument für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu sorgen, sollte bereits gekaufte Kleidung mit Sorgfalt behandelt werden und bei Bedarf an neuer Kleidung Fair Fashion Labels gewählt oder zu Second Hand Ware gegriffen werden.

Schlussfolgerung

Unser Konsumverhalten trägt immens zum Klimawandel bei. Schlussendlich lässt sich daher festhalten, dass das größte Potenzial auf individueller Ebene für Umweltentlastung in den Bereichen Mobilität, Ernährung, Wohnen und Kleidungskauf liegt. Wer bei diesen Maßnahmen ansetzt, kann als Einzelperson am effektivsten gegen die Umweltbelastung und dem damit einhergehenden Klimawandel agieren. Von politischer Seite sollte festgestellt werden, welche Hindernisse vorliegen und welche Motivationen notwendig sind, um die Einzelperson zu einem kohlenstoffarmen, umweltfreundlichen und damit nachhaltigen Lebensstil hinzubegleiten.

Literatur:

1. Hertwich EG and Peters GP (2009) Carbon footprint of nations: a global, trade-linked analysis. Environ Sci Technol. 43(16):6414-20.

2. Ghislain Dubois BS, Aall C, Nilsson M, et al. (2019) It starts at home? Climate policies targeting household consumption and behavioural decisions are key to low-corban futures. Energy Research & Social Science, pp. 144-158.

4. Hunt A and Mullainathan S (2010) Behavior and energy policy. Science. pp. 1204–5.

5. Mont O and Plepys A. (2008) Sustainable consumption progress: should we be proud or alarmed? Journal of Cleaner Production, pp. 531-537.

6. Venghaus S, Henseleit M, Belka M (2022) The impact of climate change awareness on behavioral changes in Germany: changing minds or changing behavior? Energy, Sustainability and Society, Article number 8

7. Umwelt Bundesamt (2022) Fahrleistungen, Verkehrsleistung und "Modal Split". Retrieved September 20, 2022 from: https://www.umweltbundesamt.de...

8. Smidfelt Rosqvist L and Winslott Hiselius L (2019) Understanding high car use in relation to policy measures based on Swedish data. Case Studies on Transport Policy. pp. 28-36.

9. Lukman R, Lozano R, Vamberger T, et al. (2013) Addressing the attitudinal gap towards improving the environment: a case study from a primary school in Slovenia. Journal of Cleaner Production, pp. 93-100

10. Lane B and Potter S (2007) The adoption of cleaner vehicles in the UK: exploring the consumer attitude–action gap. Journal of Cleaner Production, pp. 1085-1092

11. Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (2020) Jahresbilanz 2019—Zur Lage der deutschen Luftverkehrswirtschaft. Retrieved February 10, 2020 from: https://www.bdl.aero/wp-conten...

12. Statistisches Bundesamt (2019) Mehr Fluggäste weniger Luftfracht im ersten Halbjahr. Retrieved August 26, 2019 from: https://www.destatis.de/DE/Pre...

13. Goodland R (2013) A fresh look at livestock greenhouse gas emissions and mitigation potential in Europe. Glob Chang Biol. 20(7), pp. 2042-2044.

14. Gustavsson J, Cederberg C, Sonesson U, et al. (2011) Global Food Losses and Food Waste-FAO Report. Food and Agriculture Organization (FAO) of the United Nations. Retrieved 2011 from: https://www.fao.org/3/i2697e/i...

15. Clark MA, Domingo NGG, Colgan K, et al. (2021) Global food system emissions could preclude achieving the 1.5° and 2°C climate change targets. Science Vol 370, Issue 6517 pp. 705-708.

16. Poore J and Nemecek T (2018) Reducing food's environmental impacts through producers and consumers. Science 360(6382), pp. 987-992.

17. IPCC (2022) Summary for Policymakers. In: Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [P.R. Shukla, J. Skea, R. Slade, A. Al Khourdajie, R. van Diemen, D. McCollum, M. Pathak, S. Some, P. Vyas, R. Fradera, M. Belkacemi, A. Hasija, G. Lisboa, S. Luz, J. Malley, (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, UK and NY, USA. doi: 10.1017/9781009157926.001.

18. Yüksek I and Karadag I (2021) Use of Renewable Energy in Buildings. Retrieved February 17, 2021 from: https://www.intechopen.com/cha...

19. US Department of Energy (2008) Energy Efficiency Trends in Residential and Commercial Buildings. Retrieved October 2008 from: https://www1.eere.energy.gov/b...

20. Kerrice B, Aman B, Sharma S (2022) The Environmental Impacts of Fast Fashion on Water Quality: A Systematic Review. MDPI Volume 17, Issue 7, pp. 1073.

21. Dahlbo H, Aalto K, Eskelinen H, Salmenperä H (2017) Increasing Textile Circulation - Consequences and Requirements. Sustainable Utilisation of Waste. p. 44-57.

22. Niinimäki K, Peters G, Dahlbo H, Perry P, et al. (2020) The environmental price of fast fashion. Nature Reviews Earth & Environment. pp. 189–200.