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Reflexion der Arbeitsgruppe 6

Am 20. Mai 2019 wurde in Wien das erste Treffen der SDG 6 Arbeitsgruppe abgehalten. Im Anschluss daran wurde das UniNEtZ Projekt und speziell die Arbeit der SDG 6 Arbeitsgruppe von Günter Langergraber beim dem 2. Treffen der Austrian Joint Water Initiative (AWJI, https://www.ajwi.at/) präsentiert. Der folgende Bericht ist ein kurzer Rückblick auf das erste Treffen der SDG 6 Arbeitsgruppe und das Treffen der AWJI, das von der SDG 6 Arbeitsgruppe gemeinsam besucht wurde. Er soll einen Einblick in die aktuell diskutierten Themen in der Arbeitsgruppe geben und aufzeigen wo bisher Handlungs- bzw. Forschungsbedarf hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung zur Erreichung von SDG 6 identifiziert wurde.

Beim Treffen innerhalb der Arbeitsgruppe wurden verschiedene Interessensfelder wie Ressourcen-orientierte Sanitärversorgung, relevante internationale Abkommen im Bereich SDG 6 (EU Wasserrahmenrichtlinie, Biodiversität, Circular Economy, Grundwasser Richtlinie …), Uran/Radioaktivität im Grundwasser, die Essbare Stadt, Trinkwasserversorgung (in Wien) und Virtuelles Wasser (Vanham 2012) diskutiert. Im Anschluss präsentierte der Leiter des SDG 6 Günter Langergraber das UniNEtZ Projekt beim zweiten Treffen der AWJI und erläuterte die bisherigen Überlegungen zu SDG 6. Neben der Vorstellung eines Kompetenzmappings wurden dort im Zuge eines Workshops auf Basis der verschiedenen Kompetenzen und Expertisen die Schwerpunktthemen "Water resource management & pollutants", "Biodiversität", "globale Umweltveränderungen" und "Gewässermanagement & Ökosystemleistungen" diskutiert.

Durch die Erreichung von SDG 6 soll die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleistet werden. „Für alle“ bedeutet für alle Menschen, jeden Geschlechts und Alters, dabei wird besonders auch die Berücksichtigung von Menschen mit Behinderung hervorgehoben. In Österreich ist eine Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser und eine sichere Sanitärversorgung weitgehend gegeben. In Bezug auf die Nachhaltigkeit gibt es allerdings auch in Österreich noch Forschungs- bzw. Handlungsbedarf. Beispielsweise wenn es darum geht, Abwasser als Ressource anzusehen und diverse Maßnahmen zur Ressourcenrückgewinnung aus Abwasser umzusetzen (Kretschmer et al., 2018). Die Umsetzung sogenannter „Ressourcen-orientierter Sanitärsysteme“ ist eine der Optionen die im Zuge des UniNEtZ-Projektes genauer diskutiert werden sollen. Andere Optionen im aktuellen Fokus der SDG 6 Arbeitsgruppe sind die Anpassung der Förderungssysteme an Blue-Green Infrastructure, eine Fokussierung der wasserwirtschaftlichen Planung nach Einzugsgebieten oder die Erhöhung wasserrelevanter EZA-Ausgaben.

All diese hier beispielhaft angeführten Optionen bedürfen einer genaueren, wissenschaftlichen Untersuchung, besonders auf etwaige Interaktionen mit anderen SDGs und mögliche Maßnahmen um Zielkonflikte zu lösen und Synergien zu forcieren. Ein erster Überblick über diverse Interaktionen von SDG 6 mit anderen Zielen wurde bereits zusammengestellt (siehe Abbildung).

SDG 6 Interaktion mit anderen SDGs

Außerdem sollen Spill-Over Effekte bedacht werden. Ein besonders signifikanter Spill-Over-Effekt im Bereich Wasser kann über den Wasserfußabdruck bzw. virtuelles Wasser beschrieben werden. Virtuelles Wasser bezeichnet jenes Wasser, welches bei der Erzeugung eines Produkts anfällt. Der Wasserfußabdruck, beinhaltet neben dem virtuellen Wasser aus Nahrung und Güter, noch das direkt verbrauchte Wasser. Er kann für Einzelpersonen, Unternehmen oder Länder und sogar für ganze Kontinente berechnet werden. Etwa zwei Drittel des Wasserfußabdrucks der Österreicher und Österreicherinnen bestehen aus Wasser aus dem Ausland (dem sogenannten „Externen Wasserfußabdruck“) (Vanham, 2012) und haben somit Einfluss auf die dort zur Verfügung stehende Wassermenge und Verschmutzung des Wassers durch den Gebrauch. Trotz des Wasserreichtums hierzulande ist Österreich somit ein Netto-Wasser-Importeur. Über verschiedene Lebensmittel wie Kaffee, Kakao, Soja und Fleisch aber auch andere Produkte wie beispielsweise Kleidung aus Baumwolle, werden in anderen Regionen der Welt indirekt Wasserressourcen entnommen. Oft sind dies Regionen in denen bereits Wassermangel herrscht wie beispielsweise der Aralsee (Vanham, 2012; Conrad et al., 2016).

In diesem Zusammenhang steht SDG 6 besonders in Interaktion mit SDG 2 (Kein Hunger) und SDG 12 (Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster). In Österreich entfallen knapp zwei Drittel des jährlichen Wasserbedarfs auf die Industrie, ein Drittel auf Haushalte und Gewerbe und circa 5 % auf die Landwirtschaft (ÖVGW, 2018). Weltweit gesehen ist jedoch die Landwirtschaft der mit Abstand größte Wasserverbraucher, je nach Schätzung und Zeitraum entfallen 70 – 90 % des Süßwasserverbrauch auf die Landwirtschaft (Hoekstra und Mekonnen, 2012; Wada et al., 2013). Es gilt, Optionen zu erforschen, die es ermöglichen den Wasserfußabdruck zu reduzieren, ohne dabei unlösbare Zielkonflikte mit anderen SDGs hervorzurufen, bzw. diese Optionen mit Maßnahmen zu koppeln, die möglichen Zielkonflikten entgegenwirken.

Literatur

Conrad, C., Kaiser, B.O., Lamers, J.P. & A. (2016), "Quantifying water volumes of small lakes in the inner Aral Sea Basin, Central Asia, and their potential for reaching water and food security", Environmental Earth Sciences, vol. 75, no. 11, pp. 1-16.

Hoekstra, A.Y., Mekonnen, M.M. (2012). The water footprint of humanity. Proceedings of the National Academy of Sciences 109, 3232–3237. https://doi.org/10.1073/pnas.1109936109

Kretschmer, F., Zingerle, T., Ertl, T. (2018). Perspektiven der künftigen Klärschlammbewirtschaftung in Österreich. Österr Wasser- und Abfallw 70, 579–587. https://doi.org/10.1007/s00506-018-0518-0

ÖVGW (2018): Die österreichische Trinkwasserwirtschaft – Branchendaten und Fakten, Ausgabe 3/2018. Wien. Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach. http://www.trinkwassertag.at/wp-content/uploads/2018/04/ÖVGW_Branchenbild_Trinkwasserwirtschaft_2018.pdf [Abfrage am 13.5.2019]

Pastor, A.V., Palazzo, A., Havlik, P., Biemans, H., Wada, Y., Obersteiner, M., Kabat, P., Ludwig, F. (2019): The global nexus of food–trade–water sustaining environmental flows by 2050. Nature Sustainability. https://doi.org/10.1038/s41893-019-0287-1

Vanham, D. (2012): “Der Wasserfussabdruck Osterreichs: Wie Viel Wasser Nutzen Wir Tatsachlich, Und Woher Kommt Es?” Österreichische Wasser- Und Abfallwirtschaft., vol. 64, no. 1-2, 2012, p. 267., doi:10.1007/s00506-011-0370-y.

Wada, Y., Wisser, D., Eisner, S., Flörke, M., Gerten, D., Haddeland, I., Hanasaki, N., Masaki, Y., Portmann, F.T., Stacke, T., Tessler, Z., Schewe, J. (2013). Multimodel projections and uncertainties of irrigation water demand under climate change: IRRIGATION DEMAND UNDER CLIMATE CHANGE. Geophysical Research Letters 40, 4626–4632. https://doi.org/10.1002/grl.50686