Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
Die Agenda 2030
SDG 9 ist laut UN (2015, S. 21f) darauf ausgerichtet, eine widerstandsfähige Infrastruktur aufzubauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung zu fördern und Innovationen zu unterstützen. SDG 9 adressiert einerseits mit seinen Zielbereichen die ökonomische Sphäre der Nachhaltigkeit, andererseits werden innerhalb von SDG 9 insbesondere eine nachhaltigkeitsorientierte Transformation der Infrastruktur und nachhaltigkeitsorientierte F&E sowie Innovation als „Enabler“ für die Erreichung vieler weiterer SDGs interpretiert. Durch den zunehmenden Einfluss des Megatrends der Circular Economy auf europäische Volkswirtschaften und marktliche Rahmenbedingungen, wird SDG 9 in den größeren Kontext der Kreislaufwirtschaft eingebettet (acatech, 2020).
Im Rahmen von Target 9.1 wird die Forschungsfrage gestellt, wie die Infrastruktur transformiert werden kann, um eine nachhaltige Entwicklung der Unternehmen zu ermöglichen und wie die Infrastruktur selbst nachhaltiger gestaltet und betrieben werden kann. Die hohe Relevanz dieses Targets für Österreich wird durch die starke Abhängigkeit der Gesellschaft, der Wirtschaft und den damit verbundenen nachhaltigen Entwicklungen von einer nachhaltigen und hochentwickelten Infrastruktur verdeutlicht.
Target 9.5 fokussiert sich auf eine qualitative Richtungsänderung hin zur nachhaltigkeitsorientierten F&E und Innovation in Wissenschaft und Industrie. Damit sollen Innovationen und Technologien priorisiert werden, die einen aktiven Beitrag zur Lösung von Nachhaltigkeitsherausforderungen leisten. Jene, die einer nachhaltigen Entwicklung entgegenwirken, sollen hingegen abgebaut bzw. verhindert werden. Dies bildet die Basis für neue, nachhaltigere Produkte, Technologien, Prozesse, Geschäftsmodelle und Organisationsformen.
Die Targets des SDG 9:*
9.1 Eine hochwertige, verlässliche, nachhaltige und widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, einschließlich regionaler und grenzüberschreitender Infrastruktur, um die wirtschaftliche Entwicklung und das menschliche Wohlergehen zu unterstützen, und dabei den Schwerpunkt auf einen erschwinglichen und gleichberechtigten Zugang für alle legen
9.2 Eine breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und bis 2030 den Anteil der Industrie an der Beschäftigung und am Bruttoinlandsprodukt entsprechend den nationalen Gegebenheiten erheblich steigern und den Anteil in den am wenigsten entwickelten Ländern verdoppeln
9.3 Insbesondere in den Entwicklungsländern den Zugang kleiner Industrie- und anderer Unternehmen zu Finanzdienstleistungen, einschließlich bezahlbaren Krediten, und ihre Einbindung in Wertschöpfungsketten und Märkte erhöhen
9.4 Bis 2030 die Infrastruktur modernisieren und die Industrien nachrüsten, um sie nachhaltig zu machen, mit effizienterem Ressourceneinsatz und unter vermehrter Nutzung sauberer und umweltverträglicher Technologien und Industrieprozesse, wobei alle Länder Maßnahmen entsprechend ihren jeweiligen Kapazitäten ergreifen
9.5 Die wissenschaftliche Forschung verbessern und die technologischen Kapazitäten der Industriesektoren in allen Ländern und insbesondere in den Entwicklungsländern ausbauen und zu diesem Zweck bis 2030 unter anderem Innovationen fördern und die Anzahl der im Bereich Forschung und Entwicklung tätigen Personen je 1 Million Menschen sowie die öffentlichen und privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung beträchtlich erhöhen
9.a Die Entwicklung einer nachhaltigen und widerstandsfähigen Infrastruktur in den Entwicklungsländern durch eine verstärkte finanzielle, technologische und technische Unterstützung der afrikanischen Länder, der am wenigsten entwickelten Länder, der Binnenentwicklungsländer und der kleinen Inselentwicklungsländer erleichtern
9.b Die einheimische Technologieentwicklung, Forschung und Innovation in den Entwicklungsländern unterstützen, einschließlich durch Sicherstellung eines förderlichen politischen Umfelds, unter anderem für industrielle Diversifizierung und Wertschöpfung im Rohstoffbereich
9.c Den Zugang zur Informations- und Kommunikationstechnologie erheblich erweitern sowie anstreben, in den am wenigsten entwickelten Ländern bis 2020 einen allgemeinen und erschwinglichen Zugang zum Internet bereitzustellen
*Die Targets in kursiver Schrift werden vom UniNEtZ wissenschaftlich durchleuchtet und es werden hierzu Optionen zur Erfüllung dieses Targets bis 2030 erarbeitet. Die Targets 9.2, 9.3, 9.a, 9.b und 9.c werden nicht beachtet, da hierfür im UniNEtZ keine Expertise vorhanden ist.
Zur Situation in Österreich
SDG 9 (Nachhaltigkeitsorientierte Transformation von Industrie, Innovation und Infrastruktur), stellt sich in Österreich wie folgt dar:
In Hinblick auf den Aufbau einer hochwertigen, zuverlässigen, nachhaltigen und widerstandsfähigen Infrastruktur (Target 9.1) zeigt die Entwicklung eine deutliche Zunahme des Güterverkehrs. Der Anteil des Schienenverkehrs am gesamten Güterverkehr hat jedoch in den letzten Jahren abgenommen. In Bezug auf die Wiederverwendungs-, Recycling- und Entsorgungsinfrastruktur waren im Jahr 2018 österreichweit rund 3.100 Abfallverwertungs- und -beseitigungsanlagen in Betrieb (BMK, 2020). Bezüglich der Getrenntsammlung von Abfällen und Wertstoffen ist eine gute Infrastruktur vorhanden, allerdings fehlt es an High-Tech-Sortieranlagen.
Bezüglich der Verbesserung der wissenschaftlichen Forschung sowie des Ausbaus technologischer Kapazitäten der Industriesektoren (Target 9.5) betrugen die F&E-Ausgaben im Jahr 2019 12,69 Mrd. Euro. Die F&E-Quote (Anteil der Bruttoinlandsausgaben für F&E, gemessen am Bruttoinlandsprodukt), betrug 3,18 %, womit Österreich im europäischen Spitzenfeld liegt (BMBWF, BMK, & BMDW, 2020). Stärken der österreichischen Forschungs- und Entwicklungslandschaft sind bspw. Kollaborationen mit verschiedenen Partnern, oder die Zahl von Patentanmeldungen. Schwächen existieren bspw. bei der Beschäftigungslage in forschungsintensiven Bereichen oder der Schaffung und Förderung eines forschungsfreundlichen Umfelds (Europäische Kommission, 2019).
Die Herausforderungen für Österreich im SDG 9 liegen daher beim steigenden Güterverkehrsaufkommen und der gleichzeitig sinkenden Bedeutung des Bahnverkehrs. Zudem spielen die Modernisierung und Digitalisierung im Bereich der Verwertungs- und Recyclingstrukturen eine wesentliche Rolle bei der Unterstützung einer Transformation zur Kreislaufwirtschaft.
Optionenliste
(basierend auf dem zu veröffentlichenden Optionenbericht)
Die durch die SDG-Gruppen ausgearbeiteten Optionen sollen als Vermittlung an die Bundesregierung fungieren, welche konkreten Optionen von Österreich gesetzt werden können, um die Agenda 2030 mit ihren 17 Sustainable Development Goals umzusetzen. Der Optionenbericht wird am 02.12.2021 veröffentlicht.
- Option 9.1: Entwicklung und Förderung einer nachhaltigkeitsorientierten Güterverkehrsinfrastruktur („von der Straße auf die Schiene“)
- Option 9.2: Aufbau und Modernisierung einer nachhaltigkeitsorientieren Verwertungs- und Recyclinginfrastruktur
- Option 9.3: Förderung nachhaltigkeits- und kreislauforientierter Forschung & Entwicklung
- Option 9.4: Circular Economy Innovation & Technology Roadmap
ehemalige (2019-2022) Leitung und Koordination des SDGs
In den Jahren 2019 bis 2022 lag die Leitung des SDG 9 bei Erik Hansen (Johannes Kepler Universität Linz, JKU), Daniela Schrack (JKU) und Patrick Frey (JKU). Seit 2022 ist das SDG 9 unbesetzt. Bei Interesse an einer Patenschaft oder Beteiligung zu SDG 9 melden Sie sich bitte bei der UniNEtZ-Koordination (koordination@uninetz.at).
Literatur
acatech – Deutsche Akademie für Technikwissenschaften (2020). Circular Business Models: Overcoming Barriers, Unleashing Potentials: Report of the Working Group on Circular Business Models, Circular Economy Initiative Deutschland. Executive Summary and Recommendations. acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V. (acatech); Circular Economy Initiative Deutschland (CEID); SYSTEMIQ Ltd., Munich, Germany.
Abgerufen von https://en.acatech.de/publication/circular-business-models-overcoming-barriers-unleashing-potentials/
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) (Hrsg.) (2020a). Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2020. Lagebericht gem. § 8 (1) FOG über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie und Innovation in Österreich. Wien.
Abgerufen von https://www.bmbwf.gv.at/Themen/Forschung/Forschung-in-%C3%96sterreich/Services/FTB.html
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) (Hrsg.) (2020). Die Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft in Österreich: Statusbericht 2020. Wien.
Abgerufen von https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/abfall/aws/bundes_awp/bawp.html.
Europäische Kommission (EC). (2019). European Innovation Scoreboard 2019.
Abgerufen von https://ec.europa.eu/docsroom/documents/36281
Vereinte Nationen (UN). (2015). Resolution der Generalversammlung, verabschiedet am 25. September 2015 – 70/1. Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Deutsche Fassung.
Abgerufen von http://www.un.org/Depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf