/Contribution
Messung des Fortschritts beyond GDP
Target 1 zum SDG 8 („Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum") lautet: „Ein Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum entsprechend den nationalen Gegebenheiten ... aufrechterhalten“. Was aber sind in Österreich die nationalen Gegebenheiten? Seit 5 Jahrzehnten begleitet uns nun schon der Begriff des „qualitativen Wachstums“. Dabei geht es nicht darum wieviel sondern was in Zukunft wachsen soll? Sowohl für Unternehmen (Mikroebene) als auch für Länder (Makroebene) werden seit Jahrzehnten Möglichkeiten diskutiert, die quantitatve Fortschrittsmessung anhand des BIP entsprechend zu erweitern.
Entsprechend haben wir von der Angewandten zusammen mit den Kolleg*innen von der JKU in Linz darüber nachgedacht, wie man den „Fortschritt“ einer Gesellschaft anders als über das Wirtschaftswachstum messen kann. Konkret schlagen wir dafür Indikatoren zum Monitoring des Wirtschaftssystems „beyond GDP“ und der Wirtschaft „beyond profit“ vor, sowie einen Rahmen für ein allumfassendes Indikatorenset, mit dem aus Sicht der SDGs die Zielerreichung aller SDGs gemessen werden kann.
Indikatorensets stellen Indikatoren in einem sinnvollen Zusammenhang nebeneinander. Indizes hingegen können aus mehreren Indikatoren bestehen, die auch unterschiedliche Einheiten haben, wie beispielsweise der Human Development Index (HDI). Unsere Option skizziert ein ganzheitliches Indikatorenset und Indizes zur Messung des wirtschaftlichen Fortschritts im Sinne der Nachhaltigkeit.
In einem „Ganzheitlichen Indikatoren- und Index(set) zur Fortschrittsmessung im Sinne der SDGs“ wird Fortschritt im Sinne der SDGs und dessen Beitrag zum Erreichen der einzelnen Targets, gemessen. Dafür sollen im Rahmen des Konzepts der Doughnut Ökonomie (innerhalb planetarer und sozialer Grenzen) basierend auf den SDGs soziale, ökologische und ökonomische Indikatoren für Österreich definiert und in einem partizipativen Prozess festgelegt werden.
Die „ökonomischen Indikatoren“ werden dabei – abgeleitet vom allgemeinen (ultimativen) Ziel der Lebensqualität unter der Berücksichtigung biophsyikalischer Grenzen – als Mittel definiert, die Wirtschaft unabhängig vom Wirtschaftswachstum prosperieren zu lassen. Ökonomische Indikatoren sollen den Zustand der Wirtschaft und auch das Verhältnis zu sozialen und ökologischen Aspekten aufzeigen. Ein daraus abgeleiteter wirtschaftlicher Index soll erfassen, wieviel die Wirtschaft zur Erreichung der sozialen Zielwerte und zur Einhaltung ökologischer Grenzwerte beiträgt.
Aus den sozialen und ökologischen Indikatoren, sowie deren Ziel- und Grenzwerte lassen sich jeweils ein ökologischer und ein sozialer Index ableiten.
Im Sinne von „You can’t manage what you don’t measure” sollen diese Maßnahmen zu einer Erreichung letztlich aller SDGs beitragen, zu denen wirtschaftliche Ziele (zB 8, 9, 11, 12) ebenso gehören wie ökologische (va. 13, 14, 15) wie soziale (1, 2, 3, 5, 10...). Die Umsetzung erfordert daher auch ein Zusammenwirken von Wissenschaftler*innen aus allen Teilen des UniNEtZ.
Die wissenschaftlichen Grundlagen dieser Option wurden seit Jahrzehnten entwickelt Dies kann aber nicht von Wissenschaftler_innen allein gemacht, sondern muss in einem partizipative Prozess mit Stakeholdern entwickelt werden.